Der Spätsommer zeigt sich zum kalendarischen Herbstanfang nochmals von seiner besten Seite beim „Waldbegang“ in Lieg. Für forstliche Belange, Fragen und Informationen stand dabei der neue Leiter des Forstamtes Cochem, Andreas Hodapp, mit Revierleiter Hans-Josef Bleser zur Verfügung. Ortsbürgermeister Heinz Zilles führte aus, dass der Wald beim herrschenden Klimawandel zu einem „Intensivpatienten“ geworden sei, der für nachfolgende Generationen zukünftig noch mehr gehegt und gepflegt werden müsse. Eingeschleppte Schadorganismen (z. B. Pilze und Insekten aus fernen Ländern) tragen zu weiterem „Stress im Ökosystem Wald“ bei. Im Vergleich der Jahre 1971 bis 2000 haben sich die Jahreszeiten leicht verschoben. Das Frühjahr beginne früher und der Winter sei kürzer. Das habe auch Einfluss auf die Wachstumszeiten der Bäume und Pflanzen. Es gelte sich daher auf die neuen Gegebenheiten einzustellen. Revierleiter Hans-Josef Bleser gab an diversen Stationen einen teilweise erschreckenden Überblick über die forstliche Situation, der man jedoch mit völlig neuen Antworten unter den geänderten klimatischen Bedingungen in der Waldwirtschaft begegnen will. Durch den „Ausfall“ der Fichte und Trockenschäden an Laubbäumen gestalte sich die zukünftige Auswahl der Baumarten als schwierig. Das Ziel sei, die Pflege von Mischbeständen mit verschiedenen Baumsorten und unterschiedlichen Entwicklungsstadien. Vorgesehen sei auch die Erziehung von Wertholz in jungen Waldbeständen, wobei rechtzeitig sogenannte Zielbäume ausgewählt und gefördert werden sollen. Diese sollen große Kronen ausbilden, die sie gegen Stürme stabiler machen.
Ein weiterer Aspekt bilde auch die Erschließung von Wegen, die gemäß Waldgesetz nicht nur wirtschaftlich, sondern auch Erholungssuchenden dienlich sein soll. Der Revierleiter wies auf vermehrte Starkregenereignisse mit schweren Gewittern hin, die für die Gemeinde eine Daueraufgabe bei der Instandsetzung der Wege bedeuten. Ferner sei ein gutes Wassermanagement wichtig, damit Bäche und Fließgewässer nicht zu schnell ableiten und an der Mosel für Hochwasser sorgen. Wasser soll möglichst im Wald zum Wachstum der Bäume gehalten werden, wo es in Trockenperioden dringend benötigt wird. Ein heikles Thema ist auch die Jagd. Bleser ging auf enorme Schäl- und Verbissschäden ein, die aufwändige Schutzmaßnahmen erfordern. Sogar Damwild hat sich „breitgemacht“, das als nicht heimisches Wild hier nicht hingehöre.
Der neue Forstamtsleiter nutzte die Gelegenheit, dem Interessentenkreis einen Überblick über forstliche Arbeitsmethoden und Themenvielfalt zu geben. Er machte deutlich, dass der Klimawandel mit seinen zerstörerischen Auswirkungen in Wald und Flur nur gemeinsam bekämpft werden kann. Dies sei ein ständiger und lebenslanger Prozess und daher keine kurzzeitige Angelegenheit. Andreas Hodapp will sich aber gemeinsam mit den Ortsgemeinden der Thematik stellen.